„Schaut an meine Kleider“

Die Künstlerin Petra Kolberg öffnete im Rahmen der Veranstaltung „Eintritt frei“ die Türen ihres Ateliers in Langendreer. Sie mag den Kontakt zu den Besuchern.
Ein bodenlanges, roséfarbenes Kleid mit dünnen Trägern umhüllt muskulöse, breite Schultern. Die kräftigen Arme sind auf die Hüften gestemmt, auf denen der fast durchsichtige, zarte Stoff des Kleides schimmert. „Gerade diese Gegensätze und Kontraste ziehen mich an“, erzählt Petra Kolberg über ihr neuestes Werk. Die Künstlerin malt außergewöhnliche Kleider und zeigt, wie ausdruckstark die verschiedenen Stoffe sein können. Schon im zweiten Jahr in Folge öffnet die studierte Malerin die Türen ihres Ateliers in Langendreer im Rahmen der Reihe „Eintritt frei! – Offene Ateliers in Bochum“.

Seit zehn Jahren nutzen lokale Künstler diese Gelegenheit, um ihre Arbeit einem breiten Publikum in offener Atmosphäre zu präsentieren. Kolberg freut sich über diese Möglichkeit, direkt mit Kunden und Interessenten ins Gespräch zu kommen. „So erfahre ich, was die Menschen alles in meinen Bildern sehen, was sie hinein interpretieren.“ Auch die Besucher gewinnen durch die Veranstaltung einen neuen Blick auf die Arbeit der Künstlerin und können aus erster Hand erfahren, wie die hochwertigen Kunstwerke entstehen.

Denn in dem lichtdurchfluteten Atelier liegen neben einer Holzstaffelei unzählige Pinsel und Farbtöpfe. Daneben steht ein metallener Kleiderständer, vollbehangen mit den verschiedensten Roben. Von einem lilafarbenen Minikleid mit Puffärmeln bis hin zum grünen, aufwändig bestickten Rokoko-Kleid ist alles dabei. Kolberg ersteht diese außergewöhnlichen Stücke im Fundus von Theatern und Opern in der Umgebung.

Von diesen Einzelstücken lässt sie sich zu ihren Gemälden inspirieren. Auf den Bildern steht dann auch nicht die Person, die das Kleid trägt, im Fokus, sondern die außergewöhnlichen Stoffe und Farben. So ist auf ihrem Bild „Mädchen mit Hut“ auch nicht das Gesicht der gezeichneten Frau zu sehen, sondern nur das von ihr getragene hellblaue Kleid, dessen fließender Stoff Schattierungen wirft, und der opulente, außergewöhnlich drapierte Hut.

Diese Vielfalt begeistert auch Besucher Peter Scheffler: „In den Bildern ist ein ganz eigener Stil zu erkennen und doch gibt es eine große Bandbreite an verschiedenen Motiven.“ Er freut sich über die Möglichkeit, in ungezwungener Atmosphäre neue Kunstwerke zu entdecken. „Bei so einer Gelegenheit traut man sich mal eher, im Atelier vorbei zu schauen.“

Nicht schlecht staunt er, als ihm Petra Kolberg erklärt, wie ihr neuestes Gemälde entstanden ist. Denn anders als bei früheren Werken, dient hier ein Tempera-Untergrund als Grundlage, den sie mit einer Ei-Mischung herstellt. Durch diese Basis wird die Plastizität erhöht, die Kleider wirken auf den Betrachter fast dreidimensional. So erreicht die Künstlerin ihr Ziel: „Ich möchte die Schönheit der Kleider darstellen, ihre Geschichte erzählen.“

Veronika Gregull
„Schaut an meine Kleider“
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